notizen

Freitag, 12. August 2005

notiz: fragend...

...schaue ich auf den monitor - bisher unwidersprochen steht da im letzten beitrag am ende etwas von der basis des nazitums, welche ich mit einem bestimmten menschlichen wahrnehmungsmodus in verbindung gebracht habe. nun ist es sicherlich angebracht, darauf hinzuweisen, dass es, alleine mit dem gemeinten wahrnehmungsmodus ausgestattet, noch nicht dazu reicht, einen u.u. noch fabrikmäßig organisierten massenmord zu veranstalten (und genau diesen hinweis habe ich irgendwie erwartet). aber, als quasi ergänzende und vorwegnehmende antwort auf diesen einwand: basis meint hier tatsächlich den vielleicht zentralsten bestandteil, der für derartige "projekte" notwendig ist - weil er die entscheidende handlungsmotivation liefert.

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aus dem nichtöffentlichen feedback einer leserin in den letzten tagen habe ich u.a. entnommen, dass es für jemanden, der/die nicht mit den hier behandelten themen tiefer vertraut ist, nicht einfach ist, dem faden zu folgen. das problem ist mir klar, aber ich kann nur darauf verweisen, dass es mit der zeit etwas deutlicher werden wird, wie umfangreich und komplex das hier kritisierte eigentlich ist. dieses blog ist ein recht spontan entstandener versuch, der sich auch - was sich imo bei diesen themen nicht vermeiden lässt - immer mal wieder in sackgassen und einbahnstraßen wiederfinden wird. aber gerade in solchen fällen hoffe ich auch auf die hilfe der leserInnen hier. ich weiß bisher so ungefähr und grob, wer hier alles mitliest (nein, keine schnüffelei, sondern einfach auch bewußte einladungen) - und es ist ein erfreulich gemischtes publikum. und ich hoffe, das wird so bleiben.

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neu ist seit gestern auch die literaturliste in der menüleiste rechts - die dort verlinkten bücher werde ich nach und nach näher vorstellen.

Donnerstag, 11. August 2005

notiz: "nutzenmaximierer"

wie würde es Ihnen gefallen, primär unter solch einem aspekt gesehen zu werden? (das es sichtweisen gibt, aus denen heraus das möglich ist, bestreite ich nicht - es ist aber die frage, was für das eigentlich für sichtweisen sind, warum sie entstehen, und wer sie sich aus welchen motivationen heraus zu eigen macht). dazu einen kommentar aus dem heise-politik-forum, der vielleicht auch die bedeutung des wortes "autismuskritik", so wie ich es verstehe, deutlicher machen kann.

Dienstag, 9. August 2005

notiz: ein kessel kühles, graues zeug ...

... so würde der im startposting dieses blogs bereits erwähnte mr. patson es mit britischem understatement ausdrücken. wobei: bei immer mehr nachrichten, die einen am tage so erreichen, nehme ich persönlich eher einen eiskalten hauch wahr. große teile dieser (menschen-)welt lassen sich bei halbwegs funktionierender wahrnehmung nur noch als obszöne monströsität empfinden.

rühren wir mal ein bißchen im kessel herum. ich hoffe, die werte leserInnenschaft ist einigermaßen resistent gegenüber gestank.

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über einen ansatz zur im wahrsten sinne des wortes bekämpfung von traumatischen erinnerungen z.b. bei der posttraumatischen belastungsstörung berichtet ein telepolis-artikel. nun mag unter den verschiedenen absichten dahinter vielleicht auch eine ernstgemeinte motivation stecken, menschliches leiden - und traumatisierte leiden auf eine teils sehr verwickelte und unerträgliche art - zu reduzieren. und nach allem, was bisher besonders über die spezifischen neurophysiologischen prozesse bei traumatisierungen - siehe hier - bekannt ist, stellen die abgespaltenen erinnerungsnetzwerke und die damit einhergehenden symptome wie bspw. flashbacks große probleme dar.

es entspricht nun aber leider perfekt der mentalität dieser zeit - oder vielleicht sollte ich besser sagen, der mentalität einer sehr großen gruppe von menschen dieser zeit -, auf die zeitaufwendige und auch schmerzhafte durcharbeitung und integration der erlebten traumatischen gewalt zu verzichten (wie sie z.b. beim emdr geschieht und als bestes ergebnis die emotionale entschärfung mit sich bringt - die traumatischen erinnerungen an sich verschwinden nicht, verlieren aber ihre belastende emotionale koppelung. das bedeutet re-integrierung in die normale gedächtnisspeicherung bzw- -verarbeitung), und sich stattdessen an der aussicht auf einen "unproblematischen" griff zur pille regelrecht zu berauschen (bei den beteiligten wissenschaftlern kommt zusätzlich aber auch noch der aspekt der verlockenden finanziellen förderung ins spiel, neben der aussicht, sich zukünftig nicht mehr mit all den unbequemen ethisch-moralischen fragen herumzuschlagen, die jedes gewaltopfer automatisch alleine durch seine bloße existenz an den rest der menschheit stellt. und auch nicht beim miterleben und der empathischen begleitung während einer traumakonfrontation feststellen zu müssen, dass diese menschlich hochanspruchsvolle arbeit vielleicht die eigenen fähigkeiten doch etwas überfordert).

kurz, es läuft daraus hinaus: "pille geschluckt = erinnerungen los = wieder fit und leistungsfähig sein". ich werde bestimmt keinen traumatisierten menschen verurteilen, der sich u.u. nichts weiter als ein halbwegs "normales" leben wünscht und in solch´ einer pille vielleicht den letzten rettungsanker sieht. aber die grundsätzlichen fragen, die einem menschen durch das leben gestellt werden - und die zwischenmenschliche gewalt sowie unser aller umgang damit gehört zu den existenziellsten fragen überhaupt - lassen sich meiner meinung nach nicht in form einer pille beantworten. es liefe wieder mal auf eine reduzierung menschlichen erlebens und menschlicher möglichkeiten hinaus, gleichzeitig aber auch auf einen abbau der eh schon zu schwachen hemmungen bei der gewaltausübung. was im übrigen durch den letzten absatz des tp-artikels auf den punkt gebracht wird:

"Wenn Soldaten etwas getan haben, dass am Ende dazu führte, dass Kinder getötet wurden, wollen Sie ihnen dann Betablocker geben, damit sie es wieder tun können?"

das sich gerade auffällig häufig vom militär finanzierte forschung im trauma-bereich tummelt - das wird wohl niemand als reinen altruismus mißverstehen können.

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absichtlich etwas "liegengelassen" habe ich das thema babymord, wie es zur geheuchelten betroffenheit der spektakelgesellschaft vor einigen tagen zunächst medial ausgeschlachtet und dann auch noch propagandistisch funktionalisiert wurde. zum letzteren, dem abstrusen versuch, die nun keinesfalls als hort der utopie und befreiung anzusehende ddr für den neunfachen mord nachträglich verantwortlich zu machen, empfehle ich als lektüre diesen
artikel , in dem u.a. folgendes zu lesen ist:

"Die Geburt kommt überraschend, niemand hat gewusst, dass Marion wieder schwanger war. Auch sie selbst habe ihren Zustand nicht wahrhaben wollen, sagt die Angeklagte. Sie habe Alkohol getrunken, nicht ein einziges Mal den Frauenarzt aufgesucht und ihre Leibesfülle der Umwelt mit angeblicher Fresslust erklärt. Die Geburt vollzieht sie zu Hause auf dem Teppich, Marion K. fühlt sich währenddessen »abwesend«."

"Der Düsseldorfer Nerverarzt Martin Platzek hat die Angeklagte auführlich untersucht und eine kranke Seele gefunden. Marion K., sagt er, leide unter einer emotional instabilen Persönlichkeitsstörung vom Borderline-Typus, einer Krankheit, die zwischen hochgradiger Neurose und Psychose angesiedelt ist. Früher habe man solche Menschen als »haltlos« oder »sozial schwachsinnig« bezeichnet. In der Angeklagten herrsche eine Wüste aus Sprachlosigkeit und quälender Gefühlsleere, die sie allein durch selbst gemachte Kicks wie Diebstähle oder oberflächliche Sexualerlebnisse ertragen könne. Die Existenz der beiden Kinder habe Marion K. daran gehindert, mit Hilfe der bewährten Strategien weiter zu überleben. Unter den Mutterpflichten sei ihr mühsames Konstrukt der inneren Stabilisierung zusammengebrochen. Deshalb sei die Mutterschaft für Frau K. nichts anderes gewesen als ein »völlig unerträglicher Zustand«, sagt der Sachverständige, und der Tod der Kinder die »Lösung eines schwerwiegenden Problems«."


all das passierte im westen. und wirft, besonders in den äusserungen des gutachters, weitere fragen auf, die für dieses blog relevant sind. aber ich mag jetzt nicht. dieses thema macht irgendwie sprachlos. dingwelt halt.

*

noch einmal zurück zu telepolis, das in den vergangenen tagen gleich zwei artikel zum thema (asperger-)autismus veröffentlicht hat. wobei sich beim ersten folgender absatz findet:

"Die sich seit Jahren wiederholenden Meldungen über eine grassierende Autismus-Epidemie (...) , sind gekoppelt mit einer fieberhaften Suche nach Ursachen oder Schuldigen. Denn die Zahlen sind erstaunlich. In den USA entwickelt eines von 250 Kindern eine Form von Autismus, vor zehn Jahren war es eines von 10 000 Kindern. Manche sprechen sogar von einem von 166 Kindern, andere geben zu bedenken, dass sich die Diagnosemöglichkeiten erweitert hätten und gehen von weit weniger Fällen aus. Experten in den USA sprechen bereits davon, dass die einzelnen Staaten sich bald auf sehr viele Erwachsene mit speziellen Bedürfnissen werden einstellen müssen (...)."

diese epidemie sowie die im zweiten artikel angesprochene "jagd nach dem autismus-gen" (die - diese einschätzung traue ich mir zu - substanziell zu nichts führen wird ausser zu ein paar materiellen verbesserungen bei den beteiligten wissenschaftlichen kräften) verdienen mehr aufmerksamkeit. aber ein anderesmal.

Freitag, 5. August 2005

notiz: zombieland

in spon gerade ein interview mit dem regisseur george a. romero gelesen, an dessen kaufhausstürmende zombies am ende der 1970er jahre ich mich noch vage erinnern kann.


(...)
SPIEGEL ONLINE: Der Zombie dient also als Metapher für die gesellschaftlichen Probleme der USA?

Romero: Auch. Das ist ja das, worum es heutzutage geht in Bushs Amerika. Die Regierung baut sich eine schöne, kleine Welt auf, in der sie verdrängt, was ihr nicht gefällt. Die denken, wenn sie ein Problem ignorieren, dann verschwindet es von selbst. Sie kapseln sich ab von der Realität, sie drehen ihr den Rücken zu und hoffen, dass das ausreicht. In "Land of the Dead" wird genau das beschrieben: Die Elite der Restmenschheit lebt in einem hohen Glasturm, während alle anderen keine Chance auf einen sozialen Aufstieg haben und in verfallenen Häusern leben. Auf der untersten Stufe stehen dann die Zombies, die nicht umsonst wie Obdachlose angezogen sind. Aber ich glaube, wenn der Film im Weißen Haus gezeigt würde, würde ihn niemand verstehen.
(...)
SPIEGEL ONLINE: Nach fast 40 Jahren Zombie-Historie sieht es in "Land of the Dead" so aus, als hätten die Zombies einen Evolutionssprung gemacht. Sie kommunizieren und rotten sich zusammen. Manchmal agieren sie sogar sehr menschlich.

Romero: Ich habe immer versucht, den nächsten logischen Schritt zu gehen und die Zombies als Charaktere weiterzuentwickeln. Obwohl die vier Filme inhaltlich nicht zusammenhängen, zeigen sie dennoch eine Kontinuität: Im ersten Film kamen die Zombies in der Nacht. Sie waren keine Persönlichkeiten. Am Ende des dritten Films haben sie begonnen, die Menschen zu imitieren und den Planeten zu erobern. Jetzt beherrschen sie ihn und ergreifen zum ersten Mal die Initiative. Sie sind mit Absicht menschlich gehalten. Ich habe auch darauf geachtet, dass ihr Kleidungsstil verschieden ist, ich wollte sie nicht wie eine Armee darstellen, sondern wie Individuen. Abgesehen davon mag ich den Gedanken, dass Zombies wie wir sind. Die größten Monster sind doch sowieso unsere Nachbarn, der schlimmste Horror befindet sich immer direkt nebenan. Die Zombies lernen, sie imitieren die Menschen, was wiederum die Frage aufwirft, ob sich die Menschen wie Zombies benehmen. (...)


entschuldigung, wenn das jetzt zu platt rüberkommt - aber "sie waren keine persönlichkeiten und imitieren die menschen" ist eigentlich eine perfekt komprimierte charakteresierung des wesens von "als-ob"-persönlichkeiten, wie sie zuerst von der psychoanalytikerin helene deutsch beschrieben worden ist. (die "als-ob-persönlichkeit" wird hier demnächst noch genauer vorgestellt.)

wikipedia liefert in ihrem artikel zum thema noch folgendes:

In den letzten Jahren zeichnet sich der Trend zu einer neuen Interpretation des Zombiestoffs ab; anstatt tumb umherzuirren, sind die "neuen" Zombies erstaunlich schnell und zielgerichtet. (Wobei das Ziel dasselbe bleibt - Menschenfleisch).

die öffentlich allseits geforderte flexibilität und mobilität - hm? ich sollte mal wieder öfter horrorfilme schauen.

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